Er war nicht geschickt und wußte es. Aber seine teigige Zunge stolperte über die galanten Komplimente, die er hatte drechseln wollen, und das Resultat waren unverzeihliche Gemeinheiten. Um sich durch brillanteres Handeln zu retten, zwang er die junge Frau in seine Arme. Die sie bedrängende weiche Fülle seines Wanstes verursachte ihr Übelkeit, sie warf sich zurück und stieß dabei einen der Onyxtiegel um, der auf den Fliesen zerbrach.
Männerarme, überall Männerarme, die sie zu umschlingen versuchten: der König, der Landsknecht, der Hugenotte, andere noch, immer Arme von Männern, Männerkörper gegen den ihren ...
Sie griff hinter sich in das Kästchen und riß mit einer schnellen Bewegung, die sie von der Polackin gelernt hatte, den schmalen Dolch Rodogones des Ägypters zu ihrer Verteidigung nach vorn.
»Verschwindet ... oder ich steche Euch ab wie ein Schwein!«
Der Kapitän fuhr zwei Schritte zurück, die Augen weit aufgerissen vor diesem unglaublichen Schauspiel.
»Wahr ... wahrhaftig«, stammelte er, »sie brächte es fertig!«
Sein ungläubiger Blick glitt von der funkelnden Klinge zu den nicht weniger funkelnden Augen derer, die sie gegen ihn zückte.
»Nun, nun ... wir haben uns also nicht verstanden.«
Er drehte sich um und bemerkte die Dienstboten, die sich im Dunkel des Zimmers drängten und ihm den Weg zur Tür verstellten. Malbrant mit seinem Degen, die Lakaien, die Knechte mit Knüppeln und Messern, sogar Lin Poiroux, der Koch, mit der weißen Mütze und seinen Küchenjungen, alle bewaffnet mit ihren Bratenwendern und Spicknadeln.
»Steht etwas zu Euren Diensten, Herr Kapitän?« fragte der Stallmeister in einem Ton, der die Drohung durchklingen ließ.
Montadour warf einen Blick zum offenen Fenster, dann zur Tür. Was wollten sie hier alle mit ihren wilden Augen?
»Schert euch fort!« knurrte er.
»Wir nehmen nur von unserer Dame Befehle entgegen«, erwiderte Malbrant ironisch.
La Violette glitt leise zum Fenster und schloß es. Montadour konnte nicht mehr rufen. Er begriff, daß nichts sie hindern würde, ihn mit ein paar Rapieroder Spicknadelstößen zu ermorden. Seine Männer biwakierten draußen, und zudem befanden sich nur vier von ihnen auf dem Besitz, da er die andern zu einem Dorf geschickt hatte, in dessen Umgebung sich protestantische Banden aufhalten sollten.
Kalter Schweiß feuchtete ihm die Schläfen und rann ihm in den Kragen hinunter. Ein militärischer Reflex ließ ihn zum Degen greifen, entschlossen, seine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.
»Laßt ihn vorbei«, befahl Angélique ihren Leuten. Sie fügte mit eisigem Lächeln hinzu:
»Kapitän Montadour ist mein Gast . Solange er sich höflich benimmt, wird ihm unter meinem Dach nichts geschehen.«
Mißtrauisch und verwirrt ging er hinaus. Er rief Soldaten ins Schloß. Er fühlte sich in diesem verlorenen Winkel nicht mehr sicher. Ein Brigantennest unter dem Befehl eines gefährlichen Weibsbildes, das war das Wespennest, in das er hineingetappt war!
Die Stille des Parks, durch den die Käuzchen huschten, ließ sein Herz erstarren. Ein Soldat mußte sich vor der Tür seiner Kammer postieren.
Zwei jünglingshafte Silhouetten zeichneten sich schmal und schwarzgekleidet gegen das Sonnenlicht der Türöffnung ab.
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