«Mord am Heiligen Abend. Bunny, zähl bis zehn. Der alte Mann hat sich vermutlich geirrt.«
Vic warf ihre Daunenjacke über und lief wieder ins Wohnzimmer, um Chris und Mignon Bescheid zu sagen, daß sie eine Weile fort sein würde. Dann sprintete sie zum Auto, weil Bunny sonst wahrscheinlich ohne sie losgefahren wäre.
«Der kann was erleben!«Bunny nahm die Linkskurve hinter der Zufahrt so scharf, daß ihr Feldstecher auf den Boden gerutscht wäre, hätte Vic ihn nicht aufgefangen.
«Ja, Ma'am.«
«Er ist dort mit dieser Schlampe. Edward Wallace hat seinen Wagen und ihren Transporter beim Kundendienst stehen gesehen. Ich bring ihn um. Nein, der Tod ist zu gut für ihn. Vorher soll er nur leiden.«
«Er hat vielleicht ein anderes Auto genommen. Er hat schließlich jede Menge zur Auswahl.«
«Ich kenne ihn!«
«Fahr langsam, Tante Bunny.«
«Gut, daß du das mitkriegst. Die Männer sind alle gleich, Vic. Intrigante, verlogene, betrügerische Mistkerle. Denk daran, wenn du zum Traualtar schreitest.«
«Nicht so bald.«
«Der Ring an deinem Finger sagt was anderes. «Sie nahm wieder eine Kurve zu schnell.
«Tante Bunny, fahr langsamer.«
«Sei nicht so vernünftig! Du bist wie deine Mutter!«
«Ich möchte auch gern so alt werden wie meine Mutter.«
Bunny fuhr ein kleines bißchen langsamer.»Als ob er von mir nicht kriegen würde, was er will. Will er Sex, steh ich stets zur Verfügung. Merk dir das, verweigere dich Charly nie, wenn er Sex will. Wenn du das tust, sucht er ihn bei einer anderen. Männer halten Sex für ein Recht, nicht für ein Privileg.«
«Wir etwa nicht?«
«Werd nicht philosophisch. Frauen sind besser als Männer, und damit basta!«
«Ja, Ma'am.«
«Gott, ich hab gar nicht gewußt, daß der Laden so verdammt weit weg ist.«
«Tante Bunny, es ist nur eine Viertelstunde bis dahin. Du bist außer dir. Da kommt einem alles, äh, verzerrt vor.«
«Erzähl du mir nicht, was schief gelaufen ist. Du bist meine Nichte, nicht mein Guru.«
«Ja, Ma'am. «Vic fürchtete um die Sicherheit aller anderen Autos auf der Straße.
«Überleg es dir zweimal, ob du heiraten willst. Ich meine es ernst.«
Vic sagte tonlos:»Fahr langsam.«
«Wenn ich ihn nicht umbringe, könnte ich's an dir ausprobieren!«
Die glitzernden rotgoldenen Bänder bei McKenna-Dodge wehten im Wind, als Bunny das Tempo verlangsamte und von der Kundendienst-Einfahrt auf den Parkplatz schlich. Und wirklich, da stand Dons derzeitiges Auto neben einem neuen 1980er Ram. Aber das war nicht der von Nora Schonfeld.
Bunny richtete ihr neuestes, teuerstes Fernglas auf Dons Büro. Sie konnte mühelos durch die zahlreichen Fenster hindurchsehen.
«Siehst du ihn?«
«Nein. «Sie suchte das Terrain ab und hielt dann abrupt inne. Ein scharfes Einatmen verkündete, daß sie ihr Ziel gefunden hatte.
Vic griff nach dem Fernglas. Die fassungslose Bunny überließ es ihr. Vic bot sich das Schauspiel von Hojo auf ihrem Kommandoposten; ihre Hände umklammerten die Kante, die Beine waren gespreizt, der Rock hochgezogen, und Don rammelte von hinten drauflos. Es schien ein sehr fröhlicher Heiliger Abend zu sein bei McKenna-Dodge.
«O Scheiße. Das tut mir Leid, Tante Bunny.«
Bunny nahm Haltung an, ihre geistige Klarheit kehrte zurück.»Steig aus.«
«Wirklich, Tante Bunny. «
«Vic, steig aus.«
«Nein.«
«Dann schnall dich an. Es kann zu Turbulenzen kommen. «Sie lachte künstlich.»Diese Ansage wollte ich schon immer mal machen.«
Vic schnallte sich an und überlegte fieberhaft, was sie sagen könnte. Bunny wendete und fuhr zur Vorderseite der Autohandlung, schaltete zur Steigerung des Schreckens die Scheinwerfer ein, brachte den Motor auf Touren und krachte mitten durch die Glasscheibe in die Kommandozentrale.
Glas splitterte überall. Als Hojo die Scheinwerfer sah, koppelte sie sich von Don ab, hechtete über den Kommandoposten, rannte wie der Teufel zum Nebeneingang und schaffte es zu ihrem Auto.
Don, einen Schritt langsamer und etwas behindert durch eine Erektion — seine Schwanzspitze war so rot wie der Mantel vom Weihnachtsmann — , gelang es, sich hinter den Kommandoposten zu ducken, als der Wagen hinein krachte.
Bei noch laufendem Motor kurbelte Bunny ihr Fenster herunter.»Die Scheidungsunterlagen hast du morgen auf dem Schreibtisch. Fröhliche Weihnachten!«Sie setzte über das knirschende Glas zurück.
«Tante Bunny«, keuchte Vic.»Wir schaffen's nie bis nach Hause. Deine Reifen sind durchlöchert.«
«Du hast Recht. Geh, hol die Schlüssel von irgendeinem Wagen. Nein warte, wir nehmen den großen schwarzen Transporter draußen vor dem Eingang. Mir gehört jetzt der halbe Laden. unabhängig von dem Schuft! Das Auto ist mein Weihnachtsgeschenk für dich. «Sie schlug die Tür zu, schnappte sich ihr geliebtes Fernglas, während Vic zum Schlüsselbrett spurtete. Sie fand die Schlüssel für den schwarzen 1980er Ram- Halbtonner, lief zurück, nahm Bunny s Arm. Sie wollte nicht, daß Don von dort, wo immer er sich versteckt hatte, herauskam und Bunny zu Gott weiß was inspirierte.
Sie hörten Hojo mit durchgetretenem Gaspedal in ihrem roten Transporter um die Vorderseite der Autohandlung preschen.
«Die dreckige Hure knöpf ich mir später vor.«
«Gute Idee. Komm, Tante Bunny. Hast du deine Handtasche? Alles, was du aus deinem Wagen brauchst?«
Bunny drehte um und holte ihre Tasche. Dann ließ sie sich — ihre Gefühlsregungen schwankten zwischen Kampfeseuphorie und aufziehender Furcht — von Vic zu dem neuen Transporter führen.
Sie fuhren schweigend nach Surry Crossing zurück. Kaum waren sie durch die Hintertür, als Bunny beim Anblick ihrer Schwester in herzzerreißendes Schluchzen ausbrach. Frank, Mignon und Chris kamen in die Küche, um zu sehen, ob sie helfen konnten.
Die Arme um Bunny gelegt, sagte R. J. zu ihrem Mann:»Vielleicht beruhigt ein Scotch ihre Nerven. «Sie wandte sich an Mignon:»Herzchen, bring Tante Bunny Käse und Cracker. und einen Scotch mit Eis.«
«Ich will ihn nie wieder sehen«, tobte Bunny.
«Komm, wir gehen ins Wohnzimmer. «R. J. geleitete Bunny hinein.
Piper unter dem Baum schlug zum Gruß mit dem Schwanz.
Mignon stellte einen Teller Käse und Cracker auf den Couchtisch und reichte Bunny ihren Drink. Ein Feuer füllte das Zimmer mit tanzendem Licht, das Kirschholz verströmte seinen berauschenden Duft.
R. J. setzte Bunny aufs Sofa und sich daneben. Frank blieb stehen, er wußte nicht recht, was er sonst tun sollte. Mignon ließ sich in einen Ohrensessel plumpsen, Chris ebenso. Vic stellte sich neben ihren Vater.
«Frank, bereite die Scheidungsunterlagen vor.«
«Laß uns noch ein, zwei Tage warten«, riet er in beschwichtigendem Ton.
«Nein. Schenk mir die Scheidungspapiere zu Weihnachten. Ich gebe nicht klein bei und werd's mir nicht anders überlegen. Er hat eine Frau zu viel gehabt. Und den Transporter draußen schenke ich Vic.«
«Tante Bunny, ich kann das nicht.«
Bunny schnitt ihr das Wort ab.»Ich hätte dich verletzen können. Ich weiß, es war dumm, was ich getan habe, aber«, sie lachte bitter,»es hat sich gelohnt.«
R. J. rümpfte kurz die Nase, ihre Augenbrauen schnellten in die Höhe, dann faßte sie sich.»Bunny, was hast du getan?«
«Ich bin durch die Glasscheibe gefahren. Hab sie auf frischer Tat ertappt, in der verdammten Kommandozentrale — die ich entworfen habe.«
R. J. sah Vic an.
«Stimmt, sie ist durch die Scheibe gefahren. Wir haben den Wagen stehen lassen, wegen dem Glas. Ich nehme an, Onkel Don wird sich eine Erklärung für die Polizei und für die Versicherung einfallen lassen müssen.«
«>Ich hab meine Empfangsdame gebumst, als meine Frau durch die Glasscheibe fuhr.< Das dürfte dem Regulierungsbeauftragten gefallen. «Bunny lachte und weinte zugleich.
«Trink einen Schluck, Schätzchen. «R. J. hielt Bunny das Glas hin.
«Ich will keinen Drink. Ich will die Scheidung. «Sie deutete mit dem Finger auf Vic.»Überleg es dir zweimal, Victoria, überleg es dir zweimal. Charly mag jetzt ein wunderbarer Mensch sein, aber im mittleren Alter, da werden die Männer einfach. sie zeigen ihr wahres Gesicht.«
Frank überhörte das.»Möchtest du, daß ich in die Firma fahre und sehe, ob ich Don finden kann?«
Bunny, die Augen gerötet, überlegte.»Ist mir egal, ob er tot ist.«
Frank sah R. J. eine Weile an.»Hört mal, wir wollen doch nicht, daß das auf falsche Weise an die Presse gelangt. Mädels, hebt mir was vom Abendessen auf.«
«Wenn du meinen miesen Mann siehst, meinen baldigen ExEhemann, sag ihm, daß ich seine Visage nie wieder sehen will und daß ich ihn das nächste Mal umbringe.«
Frank antwortete nicht. Er ging aus dem Zimmer, zog seinen langen Kamelhaarmantel von Brooks Brothers an, der an den Ellbogen abgewetzt war, und öffnete die Hintertür, worauf ein Schwall kalter Luft hereinwehte.
«Dad. «Vic war ihm in die Diele gefolgt.»Meinst du, Onkel Don wird sie beim Sheriff verpfeifen?«
«Nein, aber sollte der Sheriff vorbeischauen, laß Bunny auf gar keinen Fall mit ihm sprechen. Aber ich glaube, dein Onkel Don dürfte im Moment froh sein, daß er am Leben ist. «Er stülpte sich seinen Hut auf den Kopf und ging.
Mignon kam zu Vic.»Schlimm, was?«
«Nicht gut.«
«Das war aber ganz schön cool.«
«Nicht, wenn man neben ihr saß. «Vic schüttelte den Kopf.
«Ich hab's gewußt.«
«Was hast du gewußt?«
«Daß Onkel Don Hojo bumst.«
«Herrgott Mignon, warum hast du nichts gesagt?«
«Weil ich ein Geheimnis für mich behalten kann«, erwiderte sie stolz.»Ich hab sie einmal erwischt, wie sie sich geküßt haben.«
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