«Was ist mit deinem Gemeinschaftsessen? Der Trainer kriegt 'nen Knall.«
«Ich werde rechtzeitig dort sein, wenn wir sofort gehen.«
Die drei fuhren zu The Roadhouse und aßen Mais-MuschelSuppe, bis sie nicht mehr konnten.
Als Vic Charly vor dem Sportlerwohnheim absetzte, war ihm schwindelig vor Glück.
Chris sah ein, daß Vic Recht gehabt hatte. Sie mußte Charly Harrison einfach gern haben.
19
«Mehr Geld als Gott, und was hat er davon?«, ereiferte sich Sissy Wallace, die voluminöse, mit Muscheln verzierte Handtasche am rechten Arm, die Hände in die Hüften gestemmt.
«Äh-hm. «Hojo feilte ihre Nägel.
Georgia, die neben Sissy stand, deutete mit dem Finger auf Hojo. Sie thronte hoch über ihnen in der Kommandozentrale.»Mädchen, Sie rühren keinen Finger. Oder etwa doch?«Sie kniff die Augen zusammen, der mauvefarbene Lidschatten war in ihren Lidfalten verschmiert.
Hojo schlug mit der Nagelfeile aufs Pult.»Was soll das heißen?«
«Daß man von Ihnen nicht mehr erwarten kann. «Georgia lächelte ein falsches Lächeln.
«O Georgia, hast du heute ein Schandmaul. Richtig eklig. «Was Sissy aber sichtlich genoß.»Du bist eifersüchtig auf Yolanda. Ha. Eifersüchtig auf eine Kuh, und du läßt es an Hojo aus.«
«So ein Gewäsch muß ich mir nicht anhören.«
Bevor Georgia ihre Entgegnung ausschmücken konnte, kam Bunny durch die Tür, gefolgt von R. J., Vic, Chris und Jinx.
Georgia kehrte Hojo den Rücken zu.»Bunny, wenn du Pack anheuerst, mußt du's eben wieder feuern.«
«Wie bitte?«Bunny wappnete sich für einen Wallace-Erguß, wie sie solche Auftritte nannte.
«Sissy und ich sind hierher gekommen, um mit Don zu sprechen, und diese aufgedonnerte Kuh will uns ihm nicht melden. Sie sagt, er hat eine Besprechung. Sie nimmt sich viel zu viel heraus. «Georgia zog ein mit einem>G< besticktes Leinentaschentuch aus ihrem Dekollete. Sie trug ein orangefarbenes Trägertop, ebenso aus einem Anflug von Aufsässigkeit wie als Zugeständnis an die Hitze. Das hätte sie besser bleiben lassen.
«Georgia spinnt. Kein Wunder, oder? Hojo war von ausgesuchter Höflichkeit«, meinte Sissy und verschränkte die Arme.
R. J. stieß Vic an, die daraufhin auf Zehenspitzen hinten um das Empfangspult herum zum Konferenzraum schlich.
Bunny sagte streng zu Hojo, die ihre Nagelfeile noch in der rechten Hand hielt:»Dies ist ein Geschäft, kein Schönheitssalon. «Dann konzentrierte sie sich auf Georgia und Sissy. Hojo kochte vor Wut. Jinx und Chris sahen gebannt zu.»Es ist nichts Ungewöhnliches, daß Don am Freitagnachmittag eine Besprechung hat. Sonst würde Hojo euch doch nicht von meinem Mann fern halten. Auch wenn ich von dieser Nägelfeilerei nicht erbaut bin — er hat wirklich eine Konferenz.«
Vic kam zurück.»Stimmt.«
«Vielleicht kann ich euch ja helfen. «Bunny lächelte.
«Wir möchten, daß Donny eine Cadillac-Lizenz erwirbt«, erklärte Sissy süßlich.»Dann können wir Poppy herschleppen, damit er jeder von uns einen Cadillac kauft. Er läßt uns seinen weißen Caddy nicht fahren. Wir können nicht länger warten. Ich warte auf einen Cadillac, seit ich fünfundzwanzig war.«
«Vierzehn Jahre. «R. J. lächelte Sissy süßlich an.
«Ach, R. J. du bist vielleicht ein Witzbold. «Sissy schlug R. J. spielerisch auf den sonnengebräunten Unterarm.
«Eine Lizenz, hmmm, das geht nicht so mir nichts, dir nichts. Da muß man Verhandlungen führen. Aber ich weiß, wie innig ihr euch einen Cadillac wünscht, und schöne Frauen haben einen Cadillac verdient. Ich denke, ich sollte mir selbst einen anschaffen. «Die Schwestern kicherten. Bunny legte einer jeden einen Arm um die Schulter und geleitete sie zur Eingangstür.»Ich spreche mit Don, daß er zwei Cadillacs mit Preisnachlaß besorgt. Ich weiß nicht, ob es sich machen läßt, weil der Händler in Williamsburg sicherlich eine Gegenleistung haben möchte, aber ich mache es zu meinem persönlichen Anliegen.«
«Wir wußten, daß wir auf dich zählen können, Bunny«, gurrte Sissy, während Bunny sie geschickt aus der Tür schob und zu Georgias Panzer von einem Wagen bugsierte.
R. J. sah auf die Uhr.»Wir schaffen's gerade noch.«
Bunny ließ ihr Auto stehen, nahm ein Schlüsselbund von Dons Brett und verfrachtete alle in einen gebrauchten Jeep Grand Wagoneer, der soeben in Zahlung gegeben worden war.
Mignon stand mit einer Gruppe Freundinnen vor ihrer Schule. Sie erkannte Tante und Mutter nicht sofort, als der rote Jeep am Randstein hielt. Sie ging gelassen zu ihrer Mutter, darauf bedacht, sich nicht allzu erfreut über ihren Anblick zu zeigen, bis Vic auf dem Rücksitz ihr Fenster herunterkurbelte.
«Rabenaas.«
«Vic!«Mignon hüpfte hinüber, öffnete die Tür und machte sich auf dem Schoß ihrer Schwester breit.
«O Gott«, klagte Vic laut,»du brichst mir die Beine.«
«Hach, sind wir heute wieder komisch. Ich könnte mich totlachen. Hey, Chris. Ich freu mich, daß du uns wieder besuchst. Du hättest das irre Weibsstück ruhig da lassen können. Hi, Jinx.«
«Hi, Mignon. War das nicht Marjorie Salomon, mit der du eben gesprochen hast? Ich denke, du kannst sie nicht ausstehen?«
Mignon rutschte von Vic herunter und zwängte sich zwischen sie und Chris, während Bunny den Wagen auf die Straße lenkte.»Ja, das war sie, und du rätst nie, was sie getan hat.«
«Deine Manieren«, sagte R. J. trocken.
Mignon küßte ihre Mutter auf die Wange.»Hi, Mom. «Sie gab Bunny einen Kuß.»Hi, Tante Bunny. Coole Kiste. Ich werd im Dezember sechzehn.«
«Fang bloß nicht damit an«, warnte R. J. während Bunny in Richtung Surry Crossing fuhr.
«Ich könnte euch alle auf eine Spritztour mitnehmen, wenn ich diesen Wagen hätte.«
«Das ist es ja, was mir Angst macht. «Bunny blinzelte, als sie im Rückspiegel nach hinten sah.
«Okay. Ich kutschiere niemanden, bei Todesstrafe. «Sie brach mittendrin ab.»Hey, da ist Walter Rendell. Fahr mal langsam, Tante Bunny. Ich will, daß er mich in dem Wagoneer sieht.«
«Um Gottes willen. «Bunny fuhr aber langsamer.
Mignon winkte und plumpste dann auf den Sitz zurück.»Ihr ratet nie, was Marjorie Solomon gemacht hat.«
«Ich kann's nicht erwarten, Mignon. Mir ist ganz schlecht vor Aufregung«, sagte Vic mit kreischender Stimme.
«Gott, bist du blöd. «Mignon kehrte Vic den Rücken zu und schenkte Chris und Jinx ihre ganze Aufmerksamkeit.»Marjorie hat Buzz Schonfeld angeblitzt.«
Der Name Schonfeld ließ Bunny aufmerken, aber sie sagte nichts.
«Was meinst du mit>angeblitzt<?« Vic griff nach der Halteschlaufe, als Bunny über ein Schlagloch fuhr.
Mignon knöpfte ihre Bluse auf und griff hinein.
Vic langte herum und packte ihre Schwester an den Handgelenken.»Laß das. Uns wird schlecht.«
«Ich wollte es gar nicht machen, aber sie, sie hat's getan. Hat da reingelangt, das Dingens rausgeholt und es vor Buzz und Teddy geschüttelt.«
«Mein kleiner Bruder. «Jinx' Augen weiteten sich.
«Er hat nichts getan. Er kam bloß gerade zufällig mit Buzz aus der Turnhalle. Himmel, die hat vielleicht ein Paar Boiler!«
«Schätzchen, was verstehst du unter Boiler?«R. J.s silberheller Ton schwebte zum Rücksitz.
«Mom, die sind so massig, würde sie von einem Felsen springen, würde sie sich selbst ein blaues Auge beibringen. So massig, daß sie Stifte da drunter festklemmen kann. Die sind so massig, wenn sie so groß wäre wie Vic und mit dir zusammenstoßen würde, dann wärst du blind. Geblendet von einer steifen Warze.«
«Mignon, jetzt reicht's. «R. J. hielt sich die Augen zu.
Bunny fing an zu lachen.»Mignon, Herzchen, erzähl mir mehr über steife Warzen, ja?«
«Bunny, red ihr nicht noch zu. «R. J. mußte auch lachen.
«Sie zwirbelt ihre Brustwarzen, damit sie steif werden. Ungelogen! Das macht sie, und dann geht sie an den Jungs vorbei. Und sie hat ihre Bluse oben aufgeknöpft. Armer Buzz.«
«Armer Buzz?«Bunny wollte mehr hören.
«'n Ständer.«
«Mignon!«R. J. war entsetzt und lachte zugleich.
«In seiner Turnhose. Echt widerlich. «Mignon schnitt eine Grimasse.
«Na klar«, zog Vic sie auf.»Du bist vermutlich losgerannt und hast einen Fotoapparat geholt. «Sie drückte Mignons Bizeps.
Mignon drehte sich um und lehnte sich an den Sitz.»O ja, du hast den Sommer über mit Charly Harrison rumgefummelt. Der Sommer eurer Erektion.«
«Richtig muß es der Sommerseiner Erektion heißen«, meinte Bunny trocken.
«Mignon, du bist unmöglich. «Vic verschränkte die Arme.
«Vielleicht bin ich unmöglich, aber wenigstens entblöße ich meine Brüste nicht. Und der Trainer hat Marjorie den Rücken zugekehrt. Ich finde, sie muß sich die Brüste verkleinern lassen.«
«Die Busenexpertin«, sagte Vic mit einem Seufzer, mußte aber auch lachen.
«Deine Brüste sind ideal. «Mignon schürzte die Lippen.»Jinx' sind natürlich in Ordnung. Chris, dich hab ich noch nicht nackt gesehn, aber.«
«Mignon, du benimmst dich absolut daneben. «R. J. sah sie im Rückspiegel an.
«Ach Mom, tu doch nicht so, als ob niemand wüßte, was jeder hat. Wir ziehn uns alle nackt aus, wenn wir Sport haben, und ein paar von den armen Mädels muß geholfen werden. Ich will später plastische Chirurgin werden und stinke-, stinkereich.«
«Meine Schwester, die Tittenärztin.«
«Ich könnte was Schlimmeres werden. «Mignon genoß die Aufmerksamkeit.»Fachärztin für Mastdarmerkrankungen.«
Unterdessen schüttelten sich alle dermaßen vor Lachen, daß Bunny Mühe hatte, nicht von der Straße abzukommen.
«Ich hatte keine Ahnung, daß Brüste dich so beschäftigen. Mutter, vielleicht müssen wir Mignons Lebensrichtung überdenken«, sagte Vic.
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